Dienstag, 23. September 2014

 
schaden Zigaretten nun der Gesundheit oder nicht.
 

Der eine raucht mit über 90 Jahren und fühlt sich pudelwohl, was natürlich Ausnahmen sind, der andere hat sich schon mit 40 krank geraucht.
Dem einen fällt es sehr leicht den Zigaretten Ade zu sagen, der andere kann sich einfach nicht trennen.
Nikotin macht schnell und leicht abhängig und der Qualm riecht oft gar nicht unangenehm, weil eine Vielzahl von Zusatzstoffen den Tabakrauch erträglich macht, erträglich sogar für Kinder.  Geschmacksstoffe tun ein übriges, wenn ein Jugendlicher oder sogar ein Kind *proberaucht*. Die Zigarette schmeckt und schon nimmt das Unheil seinen Lauf .......

Mein Mann ist seit dem 15 Lebensjahr starker Raucher. Er fand es schick, in seiner Jugendzeit war rauchen in und natürlich mussten Zigaretten in den Fingern liegen.
18.7.
Mein Mann hat verengte Herzkranzgefäße und bekam im Jahr 2002 drei Stents implantiert. Ein unangenehmer Eingriff, der auch mit Schmerzen verbunden ist, es gibt keine Vollnarkose dabei. Natürlich wurde ihm ans Herz gelegt, das Rauchen aufzugeben, aber es gab nicht den kleinsten Versuch, die Zigarette zu meiden.
Inzwischen bekam er COPD dazu, seine Lungenfunktion liegt im Ruhezustand bei 80 bis 90% und unter Belastung unter 80%. Die Lebensqualität ist deutlich herunter geschraubt. Wir trainieren täglich und laufen flotten Schrittes durch einen nahen Wald, auch hält sich mein Mann viel an der frischen Luft auf, denn er ist Angler. Leicht fällt es ihm nicht, denn er ist durch Atemschwierigkeiten sehr  eingeschränkt. Würde er allerdings auf seinen Körper hören, wäre sein Befinden wohl wesentlich schlechter.
In diesem Jahr war es dann soweit: ein Stent war zugewachsen, die zwei anderen waren noch .... offen. Ein Herzinfarkt kündigte sich mit aller Macht an und nur durch schnelles Handeln von Hausarzt und Kardiologen wurde er zum Glück verhindert.
Erneute musste mein Mann auf den OP Tisch und dieses Mal war der Eingriff anstrengend und deutlich schwieriger. Er dauerte fast zwei Stunden. Mein Mann war schockiert und hat seit diesem Tag nicht wieder geraucht. Das war am 18. Juni.
Sowie er  zuhause war, hat er seine Zigaretten mit allem was dazu gehört in den Mülleimer geworfen. Die Aschenbecher konnte ich gerade noch retten. Sie sind wertvolle Erinnerungen und einige fanden andere Verwertung.
 
18.8.
Wir haben kein Wort über die Raucherentwöhnung gesprochen, kein Wort fiel über Zigaretten, wir haben das Thema rauchen ignoriert. Ich persönlich fand es ein wenig frustrierend, das ausgerechnet sein Bruder sich über meinen Mann lustig machte. Es fielen Bemerkungen wie: *na rauchst du wieder, ich glaube nicht das du wirklich aufhörst.*
Die ersten Tage waren am schwersten, doch es stellte sich schnell der erste Erfolg ein: der Raucherhusten und ein paar andere unangenehme Begleiterscheinungen waren nach wenigen Tagen verschwunden!!
 Ich war Passivraucher und bemerkte plötzlich das auch ich am morgen nicht mehr Husten brauchte. Der nächste und angenehmste Nebeneffekt: die Kleidung und die Wohnung rochen nicht mehr nach kalten Rauch. Vielleicht brauche ich jetzt meine Fenster nicht mehr so oft putzen. :-)
Wenn wir rauchfreie Räume betreten, stelle ich keinen Zigarrettengeruch mehr an meinem Mann fest, der ihn ja immer und überall begleitet hat und mich selbst ja auch, obwohl ich Nichtraucher bin. Unsere Haare riechen auch am nächsten Tag noch angenehm.
Allerdings stellten sich in den ersten Wochen starke Kreislaufbeschwerden ein, leichter Schwindel, Herzklopfen, starke Atemnot. Mein Mann traute sich allein kaum irgendwo hin. Zu bedenken ist natürlich, das die Stent OP und Raucherentwöhnung zusammen fielen, was das Ganze erschwerte.
Unter Schlafmangel, wie mitunter berichtet wird litt er nicht. Auch wurde er ruhiger, konnte und kann sich jetzt  ganz einfach auf unsere Bank am Haus setzen und in den Garten schauen was vorher nie möglich war.
Mein Mann benutzt keine Hilfsmittel, wie Akkupunktur, oder Kaugummi, Nikotinpflaster,  was ihn kaum ein Stück weiter bringen würde, denn  der Nikotin verbleibt ja so im Körper und gerade der soll ja ausgeschwemmt werden.
Er hat den eisernen Willen es aus freien Stücken zu schaffen, was ihm bis zum heutigen Tag sehr gut gelang und er zählt die nicht gerauchten Zigaretten, es sind bis jetzt weit über 2000 Stück, vom gesparten Geld reden wir gar nicht.
Wir wollen aber nicht zu übermütig sein und denken nun ist es geschafft. Es ist  trotz allem Erfolg noch ein weiter Weg zu gehen.
Der Appetit auf eine Zigarette ist nicht so einfach wie Müll entsorgt und er war ... ist immer da, mal stärker, mal schwächer.
 Der Appetit ist unberechenbar und ein Überfall kommt oft gar nicht, wenn sich Raucher und Nichtraucher zusammen austauschen, sondern in ganz anderen Situationen.
Es ist die Gewohnheit nach dem Essen, beim Telefonieren, einfach nur Zwischendurch usw. usw. zur Zigarette zu greifen. Mitunter suchen die Finger fahrig in den Taschen, auf dem Tisch oder im Auto nach den Glimmstengeln. Doch im gleichen Augenblick sagt sich mein Mann: *ich rauche ja nicht mehr, was suche ich*, geht dann raus an die frische Luft, atmet tief ein, was oft schon aussreicht.
Beim Angeln ist es am schwersten, weil er sich dort schlecht ablenken kann, es wird ja einfach nur gewartet das sich im Wasser etwas bewegt.

Das ist der Stand nach den ersten 8 Wochen. Da dachte ich noch; so schlimm wie ich es mir vorgestellt habe ist das ja gar nicht ......................  
 


18.9.
Drei Monate ist mein Mann jetzt Nichtraucher.
Der Appetit ist nach wie vor mitunter sehr groß und er stopft jede Menge Naschis in sich hinein. Ich sage nichts mehr wie zu Beginn, denn es wird nichts geändert. Es ist ganz sicher schwer und ich als Nichtraucher habe leichtes Reden, aber es ist sein Leben und wenn er es nicht anders kann  dann ist es eben so ....
Im Wesen verändert er sich zur Zeit zum Nachteil.
Er erklärt mir oft lang und breit was ich, wann und wo zu tun habe. Das ich mich in allem Jahren um fast alle Belange allein gekümmert habe, was ihm sehr willkommen war, ich also von Lebenserfahrung sprechen kann,  hat er scheinbar vergessen. :-) Jetzt komme ich mir oft wie ein kleines Kind vor, dem er jeden Schritt erklären muss. Gegenargumente bringen ist sinnlos, er zeigt keine Einsicht, im Gegenteil. Wenn es mir zuviel wird gehe ich einfach in den Garten. Reden habe ich mir völlig abgewöhnt,  scheinbar kommen nur falsche Wörter aus meinem Mund.
Überhaupt scheint sich im Leben meines Mannes alles negativ abzuspielen. Erfreuliche Erlebnisse kommen gar nicht mehr vor, wenn doch bringt er sie mit negativen Gedanken in Verbindung, damit nur keine Freude aufkeimt.
Dann wiederum ist er lustig und nett, vor allem wenn er in irgendeiner Situation Hilfe braucht.
Er ist Egoist, diese Wesensart kommt verstärkt zum Vorschein. Es zeigt sich starke Rücksichtslosigkeit. Was ich zu früheren Zeiten belächelt habe oder es  übergangen bin, wird jetzt fast unerträglich,  vor allem kümmert es ihn überhaupt nicht wie es den Menschen in seinem Umfeld geht.  Oft hält er mir vor welch eine schwere Prozedur er jetzt durchmacht, was ich ja weis und auch verstehe, aber er fragt nicht einmal wie ich mich dabei fühle. Sage ich es ihm, höre ich : *was meinst du wie es mir geht*. Von diesem Satz träume ich schon :-)
Ich weiss es sind Entzugerscheinungen mit allem was dazu gehört und hoffe das es sich irgendwann ändert.
Auf jeden Fall tut Ablenkung an der frischen Luft gut. Tiefes Durchatmen trägt sehr dazu bei das der Appetit zurück geht.

 
 
23.9.
Sein Imunsystem ist geschwächt. Seit ein paar Tagen hat er eine starke Halsentzündung  und musste zum Arzt. Dieser stellte eine akute Mandelentzündung fest. Warscheinlich sind die Mandeln durch den Süßigkeiten Konsum überlastet.

Er bekam eine  Stosstherapie mit Cortison und Antibiotika, dadurch fühlt er sich  sehr matt und  angeschlagen.
Die Mandelentzündung ist vorerst verschwunden und die Medikamente können ab morgen abgesetzt werden.
Zur Zeit hält sich der Zigarettenappetit etwas in Grenzen.
Sein Geschmacksinn verändert sich. Zu Raucherzeiten hatte er Vorlieben für sehr scharfe Lebensmittel, herzhaften Käse, deftige Wurst, herbes Bier usw. Jetzt zieht er mildes feines Aroma, schwache Würzung  vor.

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